Und trotzdem ist es mir wichtig. Denn vielleicht geht es dem ein oder anderen genauso, der schon einen (oder sogar beide) Elternteil(e) verloren hat.
Als der Anruf aus dem Krankenhaus kam, hörte ich zwar, was die Krankenschwester mir sagte, aber realisiert habe ich es in dem Moment nicht. Die Ärztin hatte einen Tag vorher zwar etwas angedeutet, aber dass meine Mama wirklich gestorben war, kam nur durch einen Schleier bei mir an. Zehn Minuten später wurde meine Tochter wach und rief nach mir. Mein Mann wollte zu ihr gehen, aber ich ließ ihn nicht. In diesem Moment, der mit einem Schlag mein Leben veränderte, hatte ich das Bedürfnis, umso mehr für meine Tochter da zu sein.
Ich habe wirklich so viele, unglaublich tolle Erinnerungen an meine Kindheit – und an meine Eltern. Meine Mutter, die immer da war, wenn ich aus der Schule kam. Mein Papa, der die halbe Kinderzimmereinrichtung mit Begeisterung selbst gebaut und das Ganze später in meiner ersten eigenen Wohnung wiederholt hat. Die Unterstützung meiner Eltern während meines Studiums. Die 3 Wochen in den Sommerferien, in denen wir jedes Jahr zu dritt unterwegs waren. All die Geburtstage, Feste, wichtigen Tage und auch die vielen kleinen, besonderen Momente im Alltag. Und selbst die Kämpfe, die ich (meistens) mit meiner Mama ausgetragen habe, weil wir beide einfach unglaubliche Dickköpfe waren.
Besonders traurig finde ich, dass ich all diese Erinnerungen mit niemandem mehr wirklich teilen kann. Denn als Einzelkind habe ich keinen Bruder und keine Schwester, die all das auch erlebt haben. Nach dem Tod meines Papas hatten meine Mutter und ich zumindest noch uns beide. Als meine Mama dann starb war ich allein.
Bitte versteht das nicht falsch: Natürlich habe ich inzwischen meine „eigene Familie“ mit meinem Mann und unseren beiden wunderbaren Kindern. Trotzdem ist es nicht das Gleiche, denn keiner von den Dreien hat all das mit meiner Mama erlebt, was ich mit ihr erlebt habe.
Vielleicht kann man sich hier ja austauschen und gegenseitig Kaft geben.